Universität Leipzig, Antikenmuseum (Marion Wenzel + M. Meinecke): Modell einer Steinsäge, Ephesos Hanghaus 2, 6./7. Jh., Maßstab 1:13
Modell einer Steinsäge, Ephesos Hanghaus 2, 6./7. Jh., Maßstab 1:13 Universität Leipzig, Antikenmuseum (Marion Wenzel + M. Meinecke)

Plinius der Ältere, Naturkunde 36, 98-100

Eodem in oppido est lapis fugitivus appellatus; Argonautae eum pro ancora usi reliquerant ibi. hunc e prytaneo - ita vocatur locus - saepe profugum vinxere plumbo. Eadem in urbe iuxta portam, quae Thracia vocatur, turres Septem acceptas voces numeroso repercussu multiplicant. nomen huic miraculo Echo est a Graecis datum, et hoc quidem locorum natura evenit ac plerumque convallium; ibi casu accidit, Olympiae autem arte, mirabili modo, in porticu, quam ob id heptaphonon appellant, quoniam septiens eadem vox redditur. Cyzici et buleuterium vocant aedificium amplum, sine ferreo clavo ita disposita contignatione, ut eximantur trabes sine fulturis ac reponantur. quod item Romae in ponte sublicio religiosum est, posteaquam Coclite Horatio defendente aegre revolsus est.

In derselben Stadt gibt es einen Stein, der ,der flüchtige' genannt wird. Die Argonauten, die ihn an Stelle eines Ankers verwendeten, hatten ihn dort zurückgelassen. Da er aus dem Prytaneion (Stadthaus) - so wird die Stelle genannt - oft verschwand, befestigte man ihn mit Blei. In derselben Stadt (stehen) neben dem sogenannten thrakischen Tor sieben Türme, die jeden Laut, den sie auffangen, in zahlreichem Widerhall vervielfachen. Diesem Wunder wurde von den Griechen der Name ,Echo' gegeben. Dieses tritt auch infolge der Beschaffenheit von Orten, vor allem von Tälern auf; dort <in Kyzikos> verdankt man es einem Zufall, während es zu Olympia auf merkwürdige Weise künstlich in einer Säulenhalle entsteht, die man deshalb heptaphonos (die siebenstimmige) nennt, weil jedes Wort siebenmal wiedergegeben wird. In Kyzikos steht auch ein großes Gebäude, buleuterion (Rathaus), dessen Dachgebälk ohne jeden eisernen Nagel so eingerichtet wurde, daß man die Balken ohne Abstützung herausnehmen und wieder anbringen kann. Das gleiche Konstruktionsprinzip ist zu Rom am pons sublicius (an der Pfahlbrücke) Gegenstand religiöser Beachtung, seitdem sich die Brücke bei ihrer Verteidigung durch Horatius Cocles nur mit Mühe abbrechen ließ.

Gaius Plinius Secundus d.Ä., Naturkunde, Buch 36, übersetzt von Roderich König, Sammlung Tusculum, Düsseldorf 2007.

Plinius der Ältere, Naturkunde 36, 98-100