Jensens: Casa dei Crescenzi, Rom
Casa dei Crescenzi, Rom Jensens

Plinius der Ältere, Naturkunde 36,47-50

Secandi in crustas nescio an Cariae fuerit VI inventum. antiquissima, quod equidem inveniam, Halicarnasi domus Mausoli Proconnesio marmore exculta est latericiis parietibus. is obiit olympiadis CVII anno secundo, urbis Romae CDIII. Primum Romae pañetes crusta marmoris operuisse totos domus suae in Caelio monte Cornelius Nepos tradit Mamurram, Formiis natum equitem Romanum, praefectum fabrum C. Caesaris in Gallia, ne quid indignitati desit, tali auctore inventa re. hic namque est Mamurra Catulli Veroniensis carminibus proscissus, quem, ut res est, domus ipsius clarius quam Catullus dixit habere quidquid habuisset Cornata Gallia, namque adicit idem Nepos primum totis aedibus nullam nisi e marmore columnam habuisse et omnes solidas e Carystio aut Luniensi. M. Lepidus Q. Catuli in consulatu VIII conlega primus omnium limina ex Numidico marmore in domo posuit magna reprensione, is fuit consul anno urbis DCLXXVI. hoc primum invecti Numidici marmoris vestigium invenio, non in columnis tamen crustisve, ut supra Carystii, sed in massa ac vilissimo liminum usu. post hunc Lepidum quadriennio L. Lucullus consul fuit, qui nomen, ut ex re apparet, Luculleo marmori dedit, admodum delectatus ilio, primusque Romam invexit, atrum alioqui, cum cetera maculis aut coloribus commendentur. nascitur autem in Melo insula, solumque paene jo hoc marmor ab amatore nomen accepit. inter hos primum, ut arbitror, marmoreos parietes habuit scaena M. Scauri, non facile dixerim secto an solidis glaebis polito, sicuti est hodie Iovis Tonantis aedis in Capitolio, nondum enim secti marmoris vestigia invenio in Italia.

Die Erfindung, Marmor in Platten zu zerschneiden, stammt vielleicht aus Karien. Soviel ich wenigstens finde, war das Haus des Mausolos in Halikarnassos das älteste, dessen Ziegelwände mit prokonnesischem Marmor verkleidet waren. Mausolos starb im zweiten Jahr der 107. Olympiade, im 403. Jahr der Stadt Rom [351 v.Chr.]. Der erste, der in Rom ganze Wände seines Hauses auf dem mons Caelius mit Marmortafeln verkleiden ließ, war, wie Cornelius Nepos berichtet, Mamurra, ein aus Formiae stammender römischer Ritter, Pionieroberst des C. Caesar in Gallien, und damit nichts Empörendes fehle: von einem Urheber solchen Schlages wurde das erfunden. Das ist nämlich derselbe Mamurra, der durch die Gedichte des Veronesers Catull vernichtend charakterisiert wurde und dessen Haus, wie die Dinge stehen, noch deutlicher zeigt, als Catull es sagte, daß er alles gehabt habe, was die Gallia Comata (Westgallien) einmal besessen hatte. Denn er hatte, wie derselbe Nepos hinzufügt, als erster in seinem ganzen Haus nur Säulen aus Marmor, und alle waren aus massivem Marmor von Karystos oder Luna. M. Lepidus, gleichzeitig mit Q. Catulus Konsul, ließ als erster von allen in seinem Haus Schwellen aus numidischem Marmor legen, was großen Anstoß erregte. Er war Konsul im 676. Jahre unserer Stadt [78 v. Chr.], Dies ist die erste Spur von eingeführtem numidischen Marmor, die ich finde; er wurde jedoch nicht für Säulen oder Verkleidungen, wie der oben genannte von Karystos, sondern im Block und zum billigsten Gebrauch für Türschwellen verwendet. Vier Jahre nach diesem Lepidus war L. Lucullus Konsul, der dem lucullischen Marmor augenscheinlich seinen Namen gab; er hatte in hohem Grade Freude an diesem Marmor und führte ihn als erster in Rom ein; übrigens ist dieser Marmor schwarz, während die anderen Arten sich durch Flecken oder Farben empfehlen. Er kommt auf der Insel Melos vor und ist nahezu der einzige Marmor, der seinen Namen nach seinem Liebhaber erhalten hat. Unter diesen Liebhabern war es meiner Meinung nach zuerst M. Scaurus, dessen Bühne marmorne Wände hatte; ich kann aber nicht sicher sagen, ob sie aus geschnittenem oder aus festen Stücken von geglättetem Marmor gebaut war, wie dies heute beim Tempel des Iuppiter Tonans auf dem Kapitol der Fall ist. Ich finde nämlich in Italien (zur damaligen Zeit) noch keine Spuren von geschnittenem Marmor.

Bayer, Karl / Brodersen, Kai, Plinius, Naturalis Historia, De Gruyter 2013.

Plinius der Ältere, Naturkunde 36,47-50