U. Veit: Lapidarium, Kapitolinische Museen, Rom
Lapidarium, Kapitolinische Museen, Rom U. Veit

Plinius der Ältere, Naturkunde 36,55-58

Marmorum genera et colores non attinet dicere in tanta notitia nec facile est enumerare in tanta multitudine. quoto cuique enim loco non suum marmor invenitur? et tarnen celeberrimi generis dicta sunt in ambitu terrarum cum gentibus suis, non omnia autem in lapicidinis gignuntur, sed multa et sub terra sparsa, pretiosissimi quidem generis, sicut Lacedaemonium viride cunctisque hilarius, sicut et Augusteum ac deinde Tibereum, in Aegypto Augusti ac Tiberii primum principatu reperta. differentia eorum est ab ophite, cum sit illud serpentium maculis simile, unde et nomen accepit, quod haec maculas diverso modo colligunt, Augusteum undatim crispum in vertices, Tibereum sparsa, non convoluta, canitie. ñeque ex ophite columnae nisi parvae admodum inveniuntur. duo eius genera: molle candidi, nigricantis durum, dicuntur ambo capitis dolores sedare adalligati et serpentium ictus, quidam phreneticis ac lethargicis adalligari iubent candicantem. contra serpentes autem a quibusdam praecipue laudatur ex iis quem tephrian appellant a colore cineris. vocatur et Memphites a loco, gemmantis naturae, huius usus conteri et iis, quae urenda sint aut secanda, ex aceto inlini; obstupescit ita corpus nec sentit cruciatum. rubet porphyrites in eadem Aegypto; ex eodem candidis intervenientibus punctis leptopsephos vocatur. quantislibet molibus caedendis sufficiunt lapicidinae. statuas ex eo Claudio Caesari procurator eius in urbem ex Aegypto advexit Vitrasius Pollio, non admodum probata novitate; nemo certe postea imitatus est. invenit eadem Aegyptus in Aethiopia quem vocant basaniten, ferrei coloris atque duritiae, unde et nomen ei dedit. numquam hic maior repertus est quam in templo Pacis ab imperatore Vespasiano Augusto dicatus argumento Nili, sedecim liberis circa ludentibus, per quos totidem cubita summi incrementi augentis se amnis eius intelleguntur. non absimilis ïIli narratur in Thebis delubro Serapis, ut putant, Memnonis statuae dicatus, quem cotidiano solis ortu contactum radiis crepare tradunt.

Es ist nicht nötig, die Arten und Farben des Marmors anzugeben, da sie ohnehin gut bekannt sind und es nicht leicht ist, sie angesichts ihrer großen Menge aufzuzählen. Denn wie wenige Orte gibt es schon, an denen man nicht einen ortstypischen Marmor findet? Und dennoch wurden die berühmtesten dieser Art bei der ausführlichen Besprechung der Länder zusammen mit ihren Völkerschaften genannt. Es werden aber nicht alle in Steinbrüchen gewonnen, sondern viele auch unter der Erde verstreut, und zwar die wertvollsten ihrer Art, wie der grüne lakedaimonische Marmor, der lebhafter ist als alle anderen, so auch der augusteische und dann der tiberische, die in Ägypten während der Regierungszeit des Augustus und des Tiberius zum erstenmal gefunden wurden. Sie unterscheiden sich vom Serpentinstein (ophites), da dessen Flecken denen der Schlangen ähnlich sind, woher auch sein Name kommt, durch die verschiedenartige Sprenkelung: der augusteische (Marmor) kräuselt sich wellenförmig in Wirbeln, der tiberische verteilt die grauen Stellen und zeigt sie nicht in Wirbeln. Aus Serpentinstein findet man nur ziemlich kleine Säulen. Es gibt zwei Arten von ihm: der weiße ist weich, der schwärzliche hart. Man sagt, daß beide, wenn man sie sich anbindet, Kopfschmerzen und Schlangenbisse lindern. Manche lassen den weißlichen Stein Gehirnkranken und Schlafsüchtigen anbinden. Gegen Schlangen aber wird von manchen insbesondere die Serpentinsorte gelobt, die man nach ihrer der Asche (ähnlichen) Farbe tephrias nennt. Nach seiner Herkunft nennt man (einen anderen Stein) Memphites; er hat die Beschaffenheit eines Edelsteins. Man verwendet ihn zerrieben und mit Essig auf die Stellen aufgelegt, die gebrannt oder geschnitten werden sollen; der Körper wird auf diese Weise (lokal) betäubt und fühlt keinen Schmerz. Ebenfalls in Ägypten gibt es den roten porphyrites; ist er weiß gesprenkelt, so nennt man ihn leptopsephos. Die Steinbrüche sind ergiebig (genug), um beliebig große Blöcke (aus ihnen) zu brechen. Standbilder aus Porphyr brachte für Claudius Caesar sein Prokurator Vitrasius Pollio aus Ägypten nach Rom, eine Neuigkeit, die nicht gerade Billigung fand; jedenfalls hat dies später niemand nachgeahmt. Dieselben Ägypter haben in Äthiopien den sogenannten basanites gefunden, der die Farbe von Eisen und auch eine Härte aufweist, die ihm seinen Namen (Prüfstein) gegeben hat. Niemals fand sich ein größerer (Block) als der im Tempel des Friedens, den Kaiser Vespasianus Augustus geweiht hat; er stellt den Nil dar, mit sechzehn ihn umspielenden Kindern, worunter man ebenso viele Ellen der höchsten Zunahme beim Anschwellen dieses Stromes zu verstehen hat. Man berichtet von einem ähnlichen im Tempel des Serapis zu Theben vorhandenen Stein, der, wie man glaubt, als Standbild des Memnon geweiht ist; er soll täglich bei Sonnenaufgang, wenn er von den Strahlen berührt wird, Töne von sich geben.

Gaius Plinius Secundus d.Ä., Naturkunde, Buch 36, übersetzt von Roderich König, Sammlung Tusculum, Düsseldorf 2007.

Plinius der Ältere, Naturkunde 36,55-58