U. Veit: Rekonstruktion eines murus gallicus im Keltenmuseum Manching
Rekonstruktion eines murus gallicus im Keltenmuseum Manching U. Veit

Caesar, Gallischer Krieg 7,23,1-5

Muri autem omnes Gallici hac fere forma sunt. trabes derectae perpetuae in longitudinem paribus intervallis, distantes inter se binos pedes, in solo conlocantur. hae revinciuntur introrsus et multo aggere vestiuntur, ea autem quae diximus intervalla grandibus in fronte saxis effarciuntur. his conlocatis et coagmentatis alius insuper ordo additur, ut idem illud intervallum servetur, neque inter se contingant trabes, sed paribus intermissae spatiis singulae singulis saxis interiectis arte contineantur. sic deinceps omne opus contexitur, dum iusta muri altitudo expleatur. hoc cum in speciem varietatemque opus deforme non est alternis trabibus ac saxis, quae rectis lineis suos ordines servant, tum ad utilitatem et defensionem urbium summam habet opportunitatem, quod et ab incendio lapis et ab ariete materia defendit, quae perpetuis trabibus pedes quadragenos plerumque introrsus revincta neque perrumpi neque distrahi potest.

Alle gallischen Mauern sind aber in etwa folgender Weise gebaut: Man legt gerade Balken aus einem Stück senkrecht zur Mauerrichtung in immer gleichem Zwischenraum von zwei Fuß nebeneinander auf die Erde. Diese Balken werden innerhalb des Mauerwerks befestigt und mit einer starken Erdschicht belegt. Die genannten Zwischenräume werden an der Front mit großen Steinen ausgefüllt. Ist diese Schicht gelegt und fest verbunden, kommt oben eine weitere Lage darauf. Dabei hält man genau denselben Abstand ein, doch liegen die Balken nicht aufeinander, sondern sind in gleichen Zwischenräumen versetzt. Dadurch aber, daß immer Steine zwischen sie kommen, werden die Balken fest zusammengehalten. So wird der ganze Bau Lage um Lage fortgesetzt, bis die richtige Mauerhöhe erreicht ist. Der regelmäßige Wechsel der in geraden Linien sauber geschichteten Balken und Steine gibt dem Werk ein gefälliges und abwechslungsreiches Aussehen. Diese Bauweise ist aber auch sehr nützlich und vorteilhaft zum Schutz von Städten, weil der Stein vor Brand schützt, gegen den Mauerbrecher aber das Holz. Gewöhnlich sind die Querbalken im Innern des Mauerwerks noch durch fortlaufende vierzig Fuß lange Längsbalken miteinander verbunden, so daß man sie weder durchbrechen noch auseinanderzerren kann.

Caius Iulius Caesar, Der Gallische Krieg, lateinisch-deutsch, herausgegeben, übersetzt und erläutert von Otto Schönberger, Sammlung Tusculum, Berlin 2013

Caesar, Gallischer Krieg 7,23,1-5