Sigeasque petit famae mirator arenas,
Et Simoentis aquas, et Graio nobile busto
Rhoetion, et multum debentes vatibus umbras.
Circuit exustae nomen memorabile Troiae,
Magnaque Phoebei quaerit vestigia muri.
Iam silvae steriles et putres robore trunci
Assaraci pressere domos, et templa deorum
Iam lassa radice tenent: ac tota teguntur
Pergama dumetis: etiam periere ruinae.
Adspicit Hesiones scopulos, silvasque latentes,
Anchisae thalamos; quo iudex sederit antro:
Unde puer raptus coelo: quo vertice Nais
Luserit Oenone: nullum est sine nomine saxum.
Insicus in sicco serpentem pulvere rivum
Transierat, qui Xanthus erat. Securus in alto
Gramine ponebat gressus; Phryx incola manes
Hectoreos calcare vetat. Discussa iacebant
Saxa, nec ullius faciem servantia sacri;
Herceas, monstrator ait, non respicis aras?
O sacer et magnus vatum labor, omnia fato
Eripis, et populis donas mortalibus aevum.
Invidia sacrae, Caesar, ne tangere famae:
Nam, si quid Latiis fas est promittere Musis,
Quantum Smyrnaei durabunt vatis honore,
Venturi me teque legent: Pharsalia nostra
Vivet, et a nullo tenebris damnabimur aevo.
Ut ducis implevit visus veneranda vetustas,
Erexit subitas congestu cespitis aras,
Votaque thuricremos non irrita fudit in ignes.
Di cinerum, Phrygias colitis quicumque ruinas,
Aeneaeque mei, quos nunc Lavinia sedes
Servat et Alba, lares, et quorum lucet in aris
Ignis adhuc Phrygius, nullique adspecta virorum
Pallas, in abstruso pignus memorabile templo,
Gentis Iuleae vestris clarissimus aris
Dat pia tura nepos, et vos in sede priori
Rite vocat: date felices in cetera cursus.
Restituam populos: grata vice moenia reddent
Ausonidae Phrygibus, Romanaque Pergama surgent.
(Caesar besucht die Ruinen von Troja.)
Dann suchte er als Bewunderer von Heldenruhm Sigeions Strand auf, den Fluß Simoeis, das durch sein Aiasgrab berühmte Rhoition und die Ruhestätten anderer Männer, die der Dichtung viel verdanken. Er umwanderte das ausgebrannte Troja, das nur mehr ein denkwürdiger Name war, und forschte nach den mächtigen Spuren von Apollons Mauer. Abgestorbene Bäume, vermoderte Eichenstümpfe überwucherten jetzt Assarakos’ Palast und legten sich mit jetzt schon schlaffem Wurzelwerk um Göttertempel, ja, ganz Ilion war von Gestrüpp bedeckt: selbst seine Ruinen gingen unter. Er besichtigte Hesiones Klippe, das im Wald versteckte Liebeslager des Anchises, die Grotte, wo ein Schiedsrichter saß, den Platz, von dem ein Knabe zum Himmel entführt wurde, und den Gipfel, auf welchem die Najade Oinone trauerte: kein Stein war ohne großen Namen. Gedankenlos hatte er einen Bach überschritten, der sich in trockenem Staub dahin wand: es war der Xanthos. Unbekümmert setzte er seinen Fuß in hohes Gras: ein einheimischer Phryger verwies es ihm, auf Hektors Grab zu treten. Steinblöcke lagen versprengt herum und wahrten keinen Anschein mehr von einem Heiligtum: „Gilt dir," sprach der Fremdenführer, „der Altar des Zeus Herkeios nichts?" Wahrlich, heilige und große Dichtermühe rettet alles vor Untergang, verleiht sterblichen Menschen Ewigkeit! Caesar, laß dich nicht von Neid auf heiligen Heldenruhm erfassen! Denn wenn Latiums Musen ein Versprechen geben dürfen, werden auf so lange Dauer, wie man Smyrnas Dichter ehrt, künftige Geschlechter meine Verse und so deine Taten lesen: die Schlacht von Pharsalus wird als Leistung von uns beiden lebendig bleiben, und keine Nachwelt wird uns zu Vergessenheit verdammen. — Als der Feldherr seine Augen an ehrwürdiger Vorzeit geweidet hatte, ließ er aus aufgehäuften Rasenstücken einen flüchtigen Altar errichten und beschüttete die Flammen, in denen Weihrauch brannte, mit nicht umsonst geleisteten Gelübden: „All ihr Aschengeister, die ihr in Trojas Ruinen wohnt! Hausgötter meines Ahns Aeneas, die jetzt Laviniums Heimstatt birgt und Alba, ihr, auf deren Altären bis heute Ilions Feuer leuchtet! Von keinem Mann geschaute Herrin des Palladions, unvergängliches Unterpfand im Allerheiligsten des Tempels! Der ruhmreichste Nachfahr aus Julus' Stamm bringt euren Altären fromme Weihrauchgaben dar und ruft euch feierlich auf eurer einstigen Heimstatt an. Gewährt mir nur für das, was noch zu tun bleibt, glücklichen Verlauf, und ich will euch eine neue Gemeinde schaffen: zum Dank für eure Gunst werden Ausoniens Söhne Phrygern wieder Stadtmauern geben, und von Römerhand wird Troja auferstehen.“
Lucanus, Bellum civile, lateinisch-deutsch, übersetzt von Wilhelm Ehlers, Sammlung Tusculum, München 1978.