Et si homo furit, aut si aliquo modo fantasie irretitus est, alius magnetem salvia sua madidum faciat, et verticem furentis ipso lapide ita mandido illiniat, atque frontem eius in transversum et dicat: Tu furens malum cede in virtute illa qua deus virtutem dyaboli de celo ruentis in bonitate hominis mutavit, et ille sensus suos recipiet.
Wenn ein Mensch wahnsinnig ist oder wenn er in irgendein Blendwerk verstrickt ist, dann benetze ein anderer einen Magnetstein mit seinem Speichel und bestreiche den Scheitel des Wahnsinnigen mit dem so angefeuchteten Stein, seine Stirn aber quer und spreche: „ Du Übel des Wahnsinns, weiche um jener Kraft willen, mit der Gott die Kraft des vom Himmel stürzenden Teufels in eine Kraft zum Nutzen des Menschen gewandelt hat!“ Der Kranke wird hierauf den Gebrauch seiner Sinne wiedergewinnen.
Hildegard von Bingen, Das Buch von den Steinen, nach den Quellen übersetzt und erläutert von Peter Riethe, Salzburg 1997. (bearbeitet von E. W.-G.)
Hildegard von Bingen, Das Buch von den Steinen, 72, 3-10 (Struck)